Flake Geschichte

28.10.2015 19:19
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Holger ( ausgeschieden )

Wann und wo der erste Flaketabak hergestellt wurde ist ungewiss, aber es steht fest, dass Tabak gepresst wurde, um ein großes Problem zu lösen, und dass das in einem Land mit einer großen Seefahrtstradition geschah. Vor 3-400 Jahren war das Pfeifenrauchen die am meisten verbreitete Art des Tabakgenusses, und die Seeleute waren beim Pfeifenrauchen führend.

Insbesondere unter Seeleuten war das Pfeifenrauchen sehr beliebt, aber sie hatten ihre Probleme mit dem Tabak. Gesponnener und loser Tabak war zu Beginn der Geschichte des Tabaks am gängigsten, aber auf den langen Seereisen wurde der Tabak trocken und änderte deshalb den Geschmack. Viele versuchten, den Tabak durch Befeuchten mit Wasser feucht zu halten, während andere Seeleute den Tabak in Segeltuch einpackten, wobei sie zur Verminderung des Austrocknens das Päckchen mit flüssigem Teer versiegelten. Das hat sicher beim Bewahren der Feuchtigkeit geholfen, aber die Seeleute machten auch die Erfahrung, dass der Tabak beim Rauchen einen sehr kräftigen Teergeschmack aufwies. Verglichen mit dem Tabak wie wir ihn heute kennen, muss das eine recht unangenehme Erfahrung gewesen sein, die gar keine Ähnlichkeit mit dem Genuss hatte, den ein guter Tabak gibt. Wiederum andere Seeleute experimentierten damit, dass sie Wasser und Zucker zu einer Lake zusammenkochten, die sie danach über den Tabak gossen. Auf diese Weise bekamen die Seeleute einen Tabak, der sowohl besser schmeckte als auch seine Feuchtigkeit länger bewahrte. Die Zuckerlake machte den Tabak ”fettig” und wirkte als Bindemittel, wenn die Seeleute den Tabak mit den Händen zusammenpressten. Dadurch verringerte sich die Oberfläche, wodurch der Tabak nicht mehr so schnell austrocknete. Gleichzeitig nahm der Tabak nicht mehr so viel Platz ein, was an Bord der engen Schiffe ebenfalls von Vorteil war. Die Zuckerlake trug auch das Ihrige dazu bei, dass der Tabak seine Feuchtigkeit länger bewahrte.



Diese Erfahrungen erreichten allmählich die Tabakfabriken, und nach vielen Versuchen stand der erste Block gepressten Tabaks zum Verkauf. Welcher Fabrik in welchem Land die Ehre der ”Erfindung” des Flaketabaks gebührt, ist nicht bekannt, aber die Seeleute konnten nunmehr fertig gepressten Tabak kaufen, der erheblich fester gepresst war, als sie es selbst zu tun vermochten. Damit hatten sie einen Tabak, der nur ganz langsam austrocknete. Was als Problem und Ärgernis für die Seeleute begonnen hatte, führte zu einer neuen Form von Tabak – dem gepressten Tabak.

Wenn sich das Schiff auf hoher See befand, musste der Seemann die Regeln befolgen, die der Kapitän für das Rauchen an Bord aufgestellt hatte, was hieß, dass man nur an einer bestimmten Stelle auf dem Schiff rauchen durfte, und nur, wenn der Kapitän es erlaubte (heute kennen wir auch Rauchverbote, die jedoch nicht aus der Gefahr heraus erlassen werden, dass ein Holzschiff Feuer fängt). Wenn der Seemann die Erlaubnis zum Rauchen erhielt, holte er schnell seinen Tabak und seine Pfeife, ging nach achtern und das Ritual konnte beginnen. Der Tabakblock wurde auf ein Schneidebrett gelegt und mit seinem Messer schnitt er Tabakscheiben so dünn wie möglich ab. Diese Scheiben nannte der Seemann ”flake” (heute kennen wir den Begriff Navy Cut, der gerade aus der Anfangszeit des Flake stammt). Wenn er die entsprechende Anzahl ”flakes” abgeschnitten hatte, faltete er den Tabak in der Mitte zusammen, knickte ihn in U-Form und achtete sorgfältig darauf, dass sich der Tabak nicht auflöste. Jetzt war der Tabak dazu bereit, in die Pfeife gestopft zu werden.



Hier will ich einen Augenblick innehalten, damit die richtige Stimmung aufkommen kann. Der Genuss einer guten Tabakspfeife war natürlich für den Seemann wichtig, aber genauso wichtig wie das Rauchen war das Zusammensein mit seinen Kollegen. Wenn der Kapitän die Erlaubnis zum Rauchen gab, kamen Kollegen aus allen Abschnitten des Schiffes, und das Ritual des Pfeifenstopfens war nicht nur ein Erlebnis für den einzelnen Seemann – es war ein soziales Ereignis. Man gab sich dem Tabakgenuss hin, wichtige Themen wurden erörtert, und es war von Bedeutung, dass die Seeleute Neuigkeiten untereinander austauschten. Eine Neuheit, die während des Rauchens auf den Markt getragen wurde, verbreitete sich deshalb schnell auf dem ganzen Schiff. Es herrscht keinen Zweifel darüber, dass die Offiziere die ”Raucherpause” dazu benutzten, um Informationen auf dem ganzen Schiff zu verbreiten.

Aber das Pfeiferauchen hatte auch eine andere sehr wichtige Aufgabe. Stellen Sie sich vor, dass Sie sich auf einem großen Segelschiff in einem heulenden Sturm befinden. Tagelang zerrt der Wind an den Segeln und die Brecher rollen über das Schiff. Die gesamte Besatzung kämpft mit den Naturgewalten um ihr Leben.



Der Stress, den jeder einzelne Mann erfuhr, musste irgendwann abgebaut werden, und hier kommt das Pfeifenrauchen zu seinem Recht. Wenn sich der Sturm gelegt hatte, und der Kapitän die Erlaubnis zum Rauchen gab, war nicht nur das Rauchen wichtig. Die Pfeife zu stopfen, sie anzuzünden, den Rauch langsam auszupusten und die perfekt gestopfte Pfeife zu genießen, gehörte natürlich zu den Freuden des Pfeifenrauchers. Wichtig beim Pfeiferauchen war die psychologische Wirkung. Schulter an Schulter standen die Seeleute mit ihren Pfeifen beieinander, einige wenige plauderten miteinander – die meisten sammelten ihre Gedanken, durchdachten die gefährliche Lage, die sie gerade durchgestanden hatten, und ließen den Stress mit jedem Zug an der Pfeife langsam aus dem Körper rieseln. Mit etwas gutem Willen kann man das Pfeiferauchen in etlichen Fällen als ”mentale Erste Hilfe” beschreiben oder zumindest als ein Mittel um das seelische Gleichgewicht wieder zu finden.

Viele haben die Gemeinsamkeit sicher auch dazu benutzt, um von Sorgen und Kümmernissen zu berichten, und bereitwillig halfen die anderen, wo sie konnten. Jedenfalls wurden viele Themen gedreht und gewendet, und allein, dass man mit anderen über Probleme und Sorgen sprechen konnte, war sicher hilfreich. Bei anderen Gelegenheiten war die Stimmung ausgelassener und munterer, und die Pfeifenraucher erzählten Witze und erheiterten sich mit gutmütigen Hänseleien. Wer kennt nicht die muntere Stimmung, die man oft antrifft, wenn Raucher beieinander sind.

In der heutigen gestressten Zeit wäre die Pfeife für viele Menschen ein gutes Mittel, um einen guten Teil des Stresses los zu werden, der sich im Laufe des Tages aufgebaut hat. Eine Pfeife zu stopfen, sie anzuzünden und sich im Stuhl in Ruhe und Frieden zurückzulehnen, ist eine hervorragende Methode, um die Gedanken wieder Ordnung in zu bringen – und eine mit Flaketabak gestopfte Pfeife ist in jedem Falle eine schöne Art den Tag zu beschließen.

Per Georg Jensen
Mac Baren Tobacco Company A/S
Quelle: http://www.mac-baren.com


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