Saucierung und Aromatisierung von (Pfeifen-)Tabak

24.05.2018 12:58 (zuletzt bearbeitet: 24.05.2018 16:40)
avatar  Deniz
#1 Saucierung und Aromatisierung von (Pfeifen-)Tabak
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Moin,

wie in Lohmar kurz angesprochen, habe ich einige Rezepte zur Saucierung von (Pfeifen-)Tabak gefunden, die ich gerne mit euch teilen wollte. Ich finde das ganze sehr, sehr interessant, besonders die historischen Rezepte, wenn ich mal an ein paar unverarbeitete Tabakblätter komme, werde ich das mal selbst probieren!

Ich werde aber auch noch weitere Infos zu dem Thema sammeln und hier mit euch teilen! :-)

Das ganze ist schon so übersichtlich geschrieben, dass ich dieses mal keine eigene Zusammenfassung schreibe, sondern die Artikel direkt so verlinke und zitiere:

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Zitat

Ein Rezept zur Soßierung und Aromatisierung
Grundsätzlich wird nur unfermentierter Tabak soßiert. Fermentierter Tabak kann zwar zusätzlich aromatisiert werden, die natürlichen Aromen der verschiedenen Sorten sind jedoch nuancierter und interessanter.

Bei der Soßierung werden Tabakblätter in einer zuckerhaltigen Lösung getränkt damit sie Feuchtigkeit und Aromastoffe aufnehmen und halten und der Rauchgeschmack bei Verwendung als Zigarettenfeinschnitt saurer wird. Je nach Verwendung und Geschmack kann die Lösung weniger oder mehr zuckerhaltig sein: Für Zigarettenfeinschnitt mehr, für Pfeifenfeinschnitt etwas weniger, für Zigarrentabak sehr wenig - ihn zu soßieren ist ohnehin unüblich. Die in der Industrie verwendeten Konservierungsstoffe und Feuchthaltemittel, die auch in alten Soßierungsrezepten enthalten sind, können dabei weggelassen werden: Man stellt immer nur den Feinschnitt-Bedarf für wenige Tage her. Oft wird noch der Zusatz von Essig empfohlen, der die Tabakblätter beizt und z.B. den Nikotingehalt verringert. Dies können wir nicht empfehlen, mit Essig behandelter Tabak führt zu deutlichen Qualitätsverlusten.

Soßierung und Aromatisierung verändern den Charakter der Tabak(-Mischung) erheblich, verschiedene Sorten verlangen auch nach unterschiedlichen Inhaltsstoffen. Wir stellen im Folgenden ein altes Rezept für Virginiamischungen vor und geben Hinweise, wie dieses für andere Mischungstypen verändert werden kann.

Zunächst einmal sollten Orienttabake grundsätzlich nicht soßiert oder aromatisiert werden,
da sie einen besonders hohen Gehalt an aromatischen Ölen aufweisen. Edle Virginiatabake wie Virginia-Helena oder Burley-Sorten benötigen wenig Soße, wenig poröse Tabake wie die dunklen luftgetrockneten Sorten auch in Mischung mit Burley viel. Grundsätzlich müssen Soßen und Aromen gleichmäßig aufgetragen werden, was am besten mit dem Zerstäuber geschieht. Werden die Blätter durch die aromatisierte Soßenlösung gezogen, müssen sie vor der Weiterverarbeitung eine Woche lagern. Beim Besprühen empfiehlt sich, die Blätter mindestens einen Tag liegen zu lassen, damit die Feuchtigkeit durch das Blatt ziehen kann. Besser ist auch hier die Lagerung über mehrere Tage, damit noch letzte Gärungsprozesse in Gang kommen können.

Grundstoffe für Soßen sind in erster Linie Wasser, Rohrzucker oder Rohrzuckersirup und Invertzucker; Honig gibt der Süße ein besonderes Aroma. Die zusätzlichen Aromen bestehen aus ätherischen Ölen in alkoholischer Lösung (z.B. Orangenöl, Vanille, Anis, Arnika oder Lakritze), Kakaopulver oder besser -Extrakt, Spirituosen wie Rum oder Whisky, schwerer Rotwein (etwa Merlot), Kräuter wie Waldmeister oder gedörrten Früchten (Feigen, Pflaumen usw.). Ein besonderer Tipp ist dabei der Zusatz von Lavendelblättern. Für unsere Bedürfnisse können Soßierung und Aromatisierung in einem Arbeitsgang erfolgen, indem die Aromastoffe in der Soße gelöst werden.

Für unsere erste Soße werden etwa 1/2 bis 3/4 Pfund Zucker und Honig je Liter Wasser verwendet, alternativ können nach dem alten Rezept auch reinen Johannis- oder Stachelbeerwein verwendet werden (teuer!).

Man stelle für die Aromatisierung einen Sud aus folgenden Zutaten her, die nach Geschmack verändert werden können:
1 l Wasser,
60 g gedörrte Pflaumen oder Zwetschgen,
125 g Rosinen oder Korinthen,
einige Lorbeerblätter,
etwa 10 g Wachholderbeeren, Fenchel oder Anis.

Das Ganze wird eine Stunde lang gekocht, dann durch ein Leinentuch geseiht, nach Fertigstellung wieder auf 1 Liter aufgefüllt und auf Zimmertemperatur abgekühlt. Dann wird es folgender Zuckerlösung zugesetzt:[

In 1 Liter Wasser werden gelöst

1/2 l schwerer, dunkler Rotwein,
125 g Honig,
250 g Zucker.
Als Ergebnis erhält man knapp drei Liter aromatisierte Soße.

Damit werden Virginiablätter besprüht, so dass sie feucht, aber nicht nass werden. Dunkle Tabake (Geudertheimer) können stärker besprüht werden, der stark absorbierende Burley erhält nur wenig Soße.

Den feuchten Tabak presst man in einen großen Steinkrug oder ein anderes offenes Gefäß mit nicht zu großer Öffnung und lässt ihn eine Woche lang an einer warmen Stelle stehen. Das enghalsige Gefäß stellt sicher, dass die Blätter nur langsam trocknen. Nach einem Tag und ggf. nochmals nach 3-4 Tagen sollten die Blätter kurz herausgenommen, auseinandergeblättert, gewendet und neu eingelegt werden, damit an den zu feuchten Stellen kein Schimmel entstehen kann.

Die fertig soßierten und aromatisierten Blätter breitet man z.B. auf unbedrucktem Packpapier aus und lässt die überflüssige Feuchtigkeit verdunsten. Sollte der Tabak zu trocken sein, kann er mit destilliertem Wasser angefeuchtet werden. Die Dauer der Lagerung hängt von der Temperatur, Blattfeuchtigkeit und Form des Gefäßes ab, es sollten jedoch mehrere Tage sein, damit noch einige Gärungsprozesse zum Abbau von Eiweiß und Zucker eintreten können.

Quelle: Tabakanabu.de (Wissenspool)

Weiter Rezepte:
- Opas Anleitungen zur Soßierung
- Historisches Aromatisierungsrezept für Pfeifentabak
- Kleiner Mischungs-Ratgeber


Die Seite ist generell sehr interessant für alle, die sich für den Tabakanbau und die Verarbeitung interessieren!
Weitere Rezepte und allerlei Infos rund um den Anbau, die Ernte, oder Verarbeitung von Tabak findet ihr im
Wissenspool von Tabakanbau.de



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Weitere Informationen, Links oder Erste-Hand-Erfahrungen zu dem Thema sind sehr gerne gesehen!

Liebe Grüße,

Deniz

Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen haben keine Lieder.


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25.05.2018 11:51 (zuletzt bearbeitet: 25.05.2018 11:58)
avatar  Deniz
#2 RE: Saucierung und Aromatisierung von (Pfeifen-)Tabak
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Nachtrag

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen 'Flavoring' und 'Casing'?
Immer wieder kommen zwei Begriffe auf: "Flavoring" oder auch "Top-Flavoring" und "Casing". Was bedeuten sie eigentlich und wie unterscheiden sie sich?

Casing
Ein Casing ist ein Aroma, dass dem Tabak vor dem Mischen (auch 'blenden' oder 'Blending' genannt) beigefügt wird. Es ist dezent(er) eingesetzt als ein (Top-)Flavoring und soll in der Regel nur die natürlichen Tabakaromen unterstreichen oder intensivieren und dem Tabak kein Aroma "on top" (Top-Flavoring) geben.

Beim 'Casing' werden die Tabake mit einer Sauce oder Sirup besprüht oder in ihm eingeweicht. In dieser 'Sauce' können Zutaten wie Zucker, Melasse, Lakritz(-pulver), Liköre oder andere Alkohol, wie Rum oder Whiskey sein. Aber auch natürliche, sowie künstliche Aromastoffe!

Ein Zitat von Greg Pease (G.L. Pease) dazu, wie saucierter oder ein Tabak mit Casing weiterverarbeitet wird:

Zitat
Once the tobacco "drinks" the sauce, it's conditioned in large cylinders that dry it back to the desired moisture level, generally between 12% (on the dry side) and 22% (very moist). Optimal moisture for smoking depends on the smoker, but it's generally in the 13-16% range. The aromas and flavours imparted by casing will remain in the tobacco pretty tenaciously, and will affect the smoke throughout the bowl.


Nach der 'Saucierung' und dem "trinken der Sauce" (reifen/lagern in der Saucierung) wird der Tabak also wieder auf rauchfertige Feuchtigkeit getrocknet und bei aromatisierten Mischungen ggf. noch mit einem 'Top-Flavoring' erweitert.

Das Casing hat einen großen Effekt auf den Geschmack der Mischung! Zucker z.B. wird so gut wie jedem Tabak (außer denen der englischen Richtung) beigefügt, um den Tabak süßer zu machen. Vor allem bei Virginias ist dies wichtig, um die natürliche Süße zu intensivieren. Burleys, die von Natur aus einen 'nussigen' oder auch 'schokoladigen' Geschmack haben, werden gerne mit Melasse und/oder Kakao "garniert", um eben diese Charakteristika zu unterstreichen. Auch Lakritz kommt sehr oft zum Einsatz und ist vor allem bei Zigaretten sehr oft verwendet!

Orienttabake werden so gut wie nie gecased habe ich gelesen! Sie sind von Natur aus reich an (ätherischen) Ölen, die dem Tabak den würzigen Geschmack geben.
Auch Varietäten wie der Latakia (welcher eigentlich ein Orienttabak ist, der über verschiedenen (heimischen) Hölzern geräuchert wird) oder dark fired Kentucky (welcher wie der Latakia geräuchtert wird; hier ist aber Kentucky Burley der Grundtabak und die verwendeten Hölzer sind andere als beim Latakia) verzichten (zumeist) auf Casings und Flavorings, da sie von Natur aus sehr aromatisch und intensiv schmecken. Hier zielt man auf einen würzigen Geschmack, also ist die Süße von Zucker, Honig oder Melasse eher unerwünscht!

Fast jeder Blend ist "gecased" habe ich mir jetzt mehrmals sagen lassen, denn sonst schmecke der Tabak nicht gut wurde mir gesagt.
Nachdem ich nun aber mehrere Tabakmischungen für die Pfeife hatte, die auch komplett auf Casings verzichten (Planta Image Serie; Five Brothers; Landtabak z.B.) und nur mit Wasser und Hitze/Kälte behandelt wurden muss ich dem aber widersprechen! Tabak ohne Casing ist zwar deutlich weniger aromatisch, aber trotzdem sehr lecker! Die Aromen vom Virginia z.B. sind viel "schwächer". Wenig, bis kaum Süße, ein eher erdiger, "tabakig-er" Geschmack herrscht vor, ohne große "Zitrus und frisches Gras"-Aromen, eher nach Heu.

Hier Mr. Pease's Worte zu dem Thema:

Zitat

In fact, very few, if any, tobaccos on the market today are NOT cased. Casing is the process of adding sugars and flavouring agents before the leaf is further processed. The raw leaf is be soaked or sprayed with a heavy solution of sugars and flavourings like liquorice, vanilla, tonquin, and so on. The amount of sauce absorbed by the leaf depends on the method of application, the structure of the leaf, and the length of time the leaf is in contact with the sauce before further processing. The leaf is then processed as usual. It can be conditioned and cut, or pressed and held to allow further fermentation. It can be heated, steamed, toasted, or just allowed to “bulk” in the atmosphere.

Raw tobacco, frankly, usually doesn't taste very good, and has poor smoking characteristics. Very few smokers have ever experienced tobaccos, especially virginias and burleys, that do not have SOME sort of casing applied. It's not the casing that turns smokers of “pure” tobacco off; it's the flavourings. When used delicately, they enhance the flavour of the tobacco itself. When used heavily, as in most American style aromatic tobaccos, they can overpower the underlying tobacco flavours.



Also auch Mr. Pease sagt: Tabak ohne Casing schmeckt nicht so gut! Sicherlich ist er weniger aromatisch, aber schmecken tut er trotzdem! Für unsere "modernen Gaumen" wäre es aber sicherlich eine große Umstellung, wären morgen plötzlich alle Tabake ohne Casing und Aromen, denn Tabake werden seit jeher mit irgendeiner Form von Aroma versehen - ob natürliche oder künstliche Aromen, oder gar "echte" Fruchtextrakte, Lakritzpulver oder Zucker/Melasse/Sirup!

(Top-)Flavoring
Ein Flavoring, oder auch Top-Flavoring ist das, was einer aromatisierten Mischung ihr Aroma (z.B. Vanille, Schoko, Frucht oder ähnliches) gibt. Es wird der fertig gemischten Mischung (dem 'Blend') beigefügt und soll ein Aroma "on top", also "über den Tabak" geben. Die verwendeten Aromen sind intensiver (in Geruch und (Auswirkung auf den) Geschmack des Tabaks), als die Saucen, die fürs 'Casing' benutzt werden.

Auch hier wird eine 'Sauce' angemischt (passende Rezepte, wie so eine Sauce aussehen kann findet ihr im ersten Beitrag des Themas) und dem Tabak appliziert.
Diese Sauce ist zumeist auf Wasserbasis, manchmal aber auch mit Alkohol/Likör veredelt, oder gar auf der Basis dieser. Zucker, aber auch Gewürze oder Kräuter können zum Einsatz kommen. Am gängigsten sind aber wohl diverse natürliche und künstliche Aromastoffe, die auch in unseren Lebensmitteln zum Einsatz kommen (Lebensmittelaromen).

Das 'Top-Flavoring' soll einer aromatisierten Mischung (ob "Hocharomat" oder "leicht aromatisiert) einen bestimmten Geschmack verleihen. Vanille, Kirsch, Schoko, Erdbeer, Nuss, Karamell, Orange... aber auch exotischeres wie Moschus, Balsamico (wie z.B. bei einigen HU-Blends verwendet) oder florale/herbale Aromen... Ahornsirup, Rum, Tonkabohne, Muskat, Vanillin, Cumarin (der mittlerweile verboten ist), Fruchtauszüge, ätherische Öle...... der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt und die Auswahl an natürlichen und künstlichen Aromen ist wahnwitzig groß!
Hertz und Selck bietet z.B. Aromen (auch für) Pfeifentabake an!

(Pfeifen-)Tabak wird schon seit über 150 Jahren aromatisiert! Damals griff man zum aromatisieren gerne zu Sachen wie Rosenblättern, Tee, Kardamon, Lakritze, Nelkenholz oder Zitronenschale habe ich mir sagen lassen. Oder eben solche 'Saucen' wie in den Rezepten oben! Heute kommen wie gesagt eher natürliche oder künstliche Aromastoffe ("Aromasaucen") zum Einsatz. Die einzelnen Rezepte der Saucen sind natürlich streng gehütet von den Herstellern!

Weiterführende Lektüren:
Wer sich jetzt dafür interessiert, was in seinem Lieblingsblend so drinnen ist, kann ja mal in das Thema zu den Zusatzstoffen im Pfeifentabak reinschauen. Dort sind einige nützliche Links und der Großteil der von K&K, STG, Orlik und Mac Baren produzierten Tabake ist hier aufgeschlüsselt und die Zusatzstoffe angegeben.

Auch interessant ist Mac Baren's Beitrag zum Thema 'Casings' oder das "Tobacco Flavor Book

Ein weitere interessanter Artikel zu dem Thema ist beim PipesMagazine zu finden.

Wer jetzt auf die Idee kommt Tabak selber zu aromatisieren, dem seien die Rezepte im ersten Beitrag ans Herz gelegt, aber auch Videos wie Flavoring Your Own Pipe Tobacco Experiment Part: One oder ähnliche Videos aus YouTube.

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Wenn ihr weitere Informationen zu dem Thema habt, oder Fragen bezüglich der Casings und Flavorings könnt ihr diese gerne hier im Thema teilen. Ich werde versuchen alles besten Gewissens zu recherchieren und beantworten!
Aber sehr würde ich mich auch über eure Beiträge zu dem Thema freuen!
Habt ihr eventuell sogar schon mal versucht Tabak selber zu aromatisieren?
Plant ihr es?
Teilt eure Erfahrungen hier mit uns!


Liebe Grüße,

Deniz

Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen haben keine Lieder.


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